War dies hier je wirklich mein Blick
267 Meter über Adria die Luft schwer
trüb am Boden haftend und Worte fressend
ausspeiend an ganz anderer Stelle ich
wandere
die Kamera objektiv spiegelt wie zum
Beweis
erstelle ich heimlich ein vorerst
privates Archiv
stimme den Bildschirm mit den
Geschichten ab
zwischen Feldern die Kamera nimmt
alles auf
zerlegt Bild für Bild Punkt für Punkt
erstellt Seite um Seite bunt im Blick
Blätter die noch einmal in Bewegung
geraten
die Schuhe schrumpfend die Schritte
ein Laufen
quer zu den gesamten Zeilen geduckt
unter
den straff gespannten Drähten rostig an
die
sich der Wein klammert die Finger
klebrig
vom Süß der Trauben klebrig die Hosen
mit Grasflecken und Erde dunkel feucht
duftend
im Gedanken ein Held die hymnischen
Fanfaren
im Ohr die Gegner sie alle geschlagen
eine Ruhepause im Versteck im wilden
Dickicht
Schlehdornstauden die Beeren blass grau bis
blau
noch ungenießbar jetzt vor dem ersten
Frost
vielleicht das nächste Mal dann gilt es
schneller zu sein als all die Amselkehlen
aber vielleicht wird es doch die Luft
bereits kühl am verschwitzten noch
knochigen Körper
zu den Rädern und ab nach Hause
die Geheimnisse des Tages bleiben
dort unausgesprochen
noch ist keiner unter uns ein
Verräter
auch nicht jene welche mit heißen Tränen
und blauen Flecken schwarz
verkrustetem Blut kommen
gehetzt die Dämmerung bereits dunkelnd
im Rücken
die Nacht mit Temperaturen unter Null
Celsius
das alles aber ist ein alter Hut
der erste Schnee aber der erste
Schnee
das ist noch immer und immer wieder
ein Ereignis ein Lachen füllt die
Leere
des Platzes da plötzlich Kinder mit
Kufen
am Eis das künstlich da liegt daneben
die Hütten voll mit Ramsch und Punsch
auch hier ein Lachen und alles
gerahmt
in Ketten aus Lichtern hell ein Glitzern
ein stolz als bunter Zug getarnter
Traktor
selbst der Wind hat seine Freude
daran
wirbelt die Geschichten durcheinander
ich und dein
du mir wir wirbelt es die Straßen
entlang auf und abtauchend juchzend mit Rodeln
in vollem Lauf auf Rädern zu Fuß
mit Reifenschläuchen im Fluss die
Zeit kommt
durcheinander so wild treibt es der
Wind
so wild dabei die schlafenden Vögel aufschreckend
Lerchen sogleich schimpfen damit eine
Sprache mehr
die der Wind durch den Ort trägt
ist das nicht schön die vielen
Stimmen
die vielen Sprachen die Tage entlang
quer
ohne weitere Grenzen außer
Morgengrauen und Abendrot
soweit die Träume tiefe Einblicke ins Archiv
dort chronologisch abgelegt neben
einem anderen Tag
gefüllt mit Warten auf einer verblassten
Bank
vor dem Bahnhofsgebäude absichtlich
alle Busse versäumt
um auf ein auf das eine Mädchen
zu warten sie zu erwarten flehend
endlich
wie sie dann erscheint die Gedanken
verloren
wieder nur ein zögerndes leise
krächzendes Hallo
ein Verschwinden hinterm Eck nächstes Mal
immer
nächstes Mal bis plötzlich ihre Stimme
freundlich
ihr Lächeln so zart und freundlich
mir
dass die Beine versagen das Herz
rasend
einzig der traurig scheiternde Versuch
möglichst locker
auf der Bank zu lümmeln zählt noch
nur ja nicht das Lächeln ihr Lächeln
verlieren in Folge die Berührung die
Finger
die Lippen wirklich auf Lippen wild
züngelnd
zwei Wochen später wartet man erneut
ungeduldig
und immer wieder diese Bank leicht
abseits
daneben dahinter tief eingeschnitten ein
anderer Tag
an dem das Unglück hereinbricht die
Stunden
ganz hinten im Archiv nur leise
ausgeflüstert
im Beisein der Dunkelheit L. A. Woman
tote Insekten und ein perlend blutender
Name
auf der Haut die Nacht die Musik
stetig lauter werdend wird doch noch
gefeiert
die modrigen Zettelkästen werden doch
alle geöffnet
unter Z der Eintrag Zuckerwatte am
Kirtag
unter Z auch noch Ziege und Zirkus
unter F steht Freibad Kuss mit
Erektion
siehe dazu auch bei K und E
verstreut durchs Alphabet eine Liste
von Namen
so nehmen all die Tage kein Ende
die Geschichten füllen Sand in die
Uhren
und Schotter und Wein und
Sprengladungen und
Juckpulver Lachgas Konfetti und immer so
weiter
selbst unter F wie Friedhof die
Einträge
wachsend nicht enden wollend die
Grenzen verhöhnend
deswegen nur nicht anscheißen nicht
drauf scheißen
daneben der Platz im Sonnenschein die
Kamera
im Anschlag davor extra dafür vergleicht
man
die Rundungen der Bierbäuche erfreut
sich daran
den Passanten zum Trotz oder zur
Unterhaltung
sollen sie es sehen wie sie
wollen